Traumatisierte Kinder unterstützen und begleiten. WEGWEISER
„Sehr sorgfältig recherchiert und umfänglich dokumentiert untersuchen dir beiden Autorinnen das Thema Trauma und Kindheit. Das Buch ist bildend, orientierend und lösungsorientiert.
Die aufgelisteten Fakten, welche meist wegen ihrer kaum fassbaren Härte tabusiert und ignoriert werden, lösen grosse Betroffenheit aus, und zeigen eindrücklich, wie verletzlich und abhängig der Mensch in seinen ersten Jahren ist. Dieses zusammen getragene, konzentrierte Wissen führt hoffentlich nach und nach zu einem Bewusstsein, welches die Bedingungen für die Kinder kommender Generationen verbessern wird.“
Sascha Zimmermann, Vorstand SE Verband Schweiz
AnWesenheit
Anwesenheit bedeutet „da sein“.
Einerseits bedeutet Anwesenheit, körperlich bei dem Kind da zu sein, und andererseits das Kind mental zu begleiten.
Es kann sein, dass manche Kinder dies nicht zulassen, dass die Nähe sie überfordert und sie nicht akzeptieren können. In diesen Momenten, vor allem wenn das Kind noch klein ist, sollte man ins Unkonventionell umdenken, das Kind wiegen oder es in den Arm nehmen, wenn es zum Beispiel schläft.
Es gibt viele Eltern, die solch eine unschuldige, sichere Anwesenheit sehr brauchen.
AkzEptanz
Akzeptanz bedeutet Zustimmung, Anerkennung, Bestätigung. Es geht auch darum, sich damit abzufinden, was man nicht ändern kann, oder mit der Tatsache, dass eine Person diese und nicht andere Eigenschaften oder Verhaltensweisen hat.
Akzeptanz setzt voraus, dass das Verhalten, die Gefühle, die Reaktionen usw. nicht bewertet werden.
Wenn wir davon ausgehen, dass jeder Organismus über gesunde Mechanismen zur Förderung der Heilung verfügt, dann ist eine akzeptierende Haltung eine Möglichkeit, diesen Prozess bei einer traumatisierten Person in Gang zu setzen und aufrechtzuerhalten.
Grenzen
Grenzen im Kontext der Erziehung, der Bildung oder des Erwachsenen-Kind-Kontakts können in der Regel zunächst mit einer Grenzsetzung für einen jungen Menschen verbunden sein.
Bevor ein Kind jedoch die Grenzen einer anderen Person respektieren kann, muss es seine eigenen Grenzen kennen. Es muss wissen, wo die eigenen Grenzen enden und die des anderen Menschen beginnen. Ohne die eigenen Grenzen zu spüren, kann sich ein Mensch nicht sicher fühlen.
Grenzen vermitteln ein Gefühl der Sicherheit. Ein Kind, das ein Trauma erlebt hat, hat eine Grenzüberschreitung erfahren. Sie erneut zu spüren bedeutet eben Heilung
Wohlfühlende Einstimmung
Die Einstimmung ist der Beginn einer engen Beziehung. Dadurch werden Grundlagen für eine Bindung gebildet.
Die Fähigkeit, sich einzustimmen, ist eine notwendige Voraussetzung für die Entwicklung der Fähigkeit, Empathie zu empfinden. Die Einstimmung wird durch die Spiegelneuronen in unserem Gehirn ermöglicht. Mit ihrer Hilfe sind wir in der Lage, die Absichten, Empfindungen und Gefühle anderer Menschen wahrzunehmen und spontan ihre Absichten und Handlungsmotive zu verstehen (Bauer 2008).
OriEntierung
Orientierung ist eine Reaktion auf einen äusseren oder inneren Reiz.
Physiologisch gesehen kann die Orientierung mit der Neurozeption in Verbindung gebracht werden, die man im übertragenen Sinne als „Gefahrendetektor“ bezeichnen könnte. Mit Hilfe der Neurozeption analysiert der Körper Signale von aussen und innen und entscheidet, ob sie auf Sicherheit hindeuten oder nicht (siehe Porges 2020, 2021).
Die Orientierung, d.h. das Erkennen, wo ich bin, an welchem Ort ich mich befinde und ob dieser Ort sicher ist, ist eine sehr grundlegende, oft unbewusste Aktivität im Leben eines jeden Menschen.
BIndung
Die Entwicklung einer Bindung zwischen einem Kind und einem sicheren Erwachsenen kann als eine Art „Versicherungspolice“ angesehen werden. Sie bietet eine viel grössere Garantie für Erfolg im späteren Leben als die so genannte „gute Erziehung“.
Die Bindung ist das Fundament, auf dem alle anderen Erziehungsmassnahmen aufbauen sollten.
Schlaf und Spiel
Schlaf ist eine der wichtigsten Aktivitäten für die Gesundheit und das Wohlbefinden des Körpers. Regelmässiger und guter Schlaf ist lebenswichtig und ermöglicht es dem Gehirn, sich zu regenerieren.
Spielen stimuliert die Entwicklung jedes Kindes (auch der Jugendlichen und Erwachsenen). Es ist mit positiven Gefühlen verbunden, wodurch das Kind positive Erfahrungen „sammeln“ kann. Je mehr Erfahrungen es sammelt, desto leichter kann es auch mit der Unüberschaubarkeit der Welt umgehen. Im Spiel kann das Kind lernen, sich sicher zu fühlen. Es kann auch entscheiden, was für das Kind gut, nett und angenehm ist.
KorEgulation
Koregulation betrachtet man, wie Deb Dana feststellt, in der Polyvagal Theorie als „ein biologischer Imperativ – ein Bedürfnis, dessen Befriedigung eine Voraussetzung für unser Überleben ist. Durch die gegenseitige Regulierung unserer autonomen Zustände fühlen wir uns sicher genug, um mit anderen eine Verbindung anzuknüpfen und Beziehungen auf der Grundlage gegenseitigen Vertrauens aufzubauen“ (2020, S. 24). Die Koregulation vermittelt ein tiefes Gefühl der Gemeinschaft und der Sicherheit, das zu einer noch engeren sozialen Bindung führt.
Rituale
Wir leben in einem permanenten Rhythmus wechselnder Kräfte: Tag und Nacht, der Wechsel der Jahreszeiten, Aktivität und Erholung. Hinzu kommen die inneren Rhythmen des Körpers: Herzschlag, Atmung, Blutpuls. Rhythmus ist etwas Natürliches, und Rituale nutzen verschiedene Formen unserer eigenen Rhythmen und der Naturrhythmen.
Hanna Olechnowicz schreibt, dass Rituale eine Möglichkeit sind, mit Ängsten umzugehen. Das Kind kann die Unveränderlichkeit der Umgebung, die Wiederholung von Ereignissen usw. erfordern (2006). Sie ermöglichen es dem Kind, die Realität zu kontrollieren.